Sammlung Arthur Wilhelm
Arthur Wilhelm
Schweizer Ökonom und Autographensammler
geboren am 1. Mai 1899 in Safenwil (AG), Schweiz
gestorben am 4. Februar 1962 in Basel, Schweiz
Beschreibung
Aus der Autographensammlung des Basler Ökonomen Arthur Wilhelm (1899–1962) sind die musikbezogenen Dokumente als Depositum in die Obhut der Paul Sacher Stiftung übergegangen. Damit wird erneut eine bedeutende Basler Privatsammlung für die Forschung zugänglich gemacht.
Die Sammlung Arthur Wilhelm umfasst mehr als 250 Musikhandschriften, Musikerbriefe sowie Textmanuskripte und Widmungszeilen des 18. bis 20. Jahrhunderts, darunter zahlreiche Autographe von höchstem antiquarischem Wert.
Der in Safenwil bei Zofingen geborene und 1923 in Heidelberg promovierte Arthur Wilhelm war ein Amateur im besten Sinne des Wortes. Neben einer Karriere in der chemischen Industrie, die ihn vom Italienisch-Korrespondenten in der Farbenabteilung der CIBA bis zum Vizepräsidenten des Unternehmens aufsteigen ließ, pflegte er eine Leidenschaft für Kultur und Geistesgeschichte. Indem er Handschriften aus verschiedenen Gebieten, vor allem aber aus der Musik sammelte, verschaffte er sich, ganz im Sinne von Stefan Zweig, unmittelbare Begegnungen mit dem künstlerischen Genie.
Davon zeugt auch eine mündlich überlieferte Episode: Wilhelm habe einst ein Konvolut mit ungedruckten Liedern eines berühmten Komponisten angeboten bekommen. Er habe sich Bedenkzeit erbeten und das Manuskript mit nach Hause genommen, wo seine Frau, von einem Pianisten begleitet, ihm die Lieder vorgesungen habe, während er mit seinen Kindern die Musik im Original mitverfolgte. Er habe sich dann zum Kauf entschlossen und später für die Veröffentlichung gesorgt. (Vgl. Tilman Seebass, Musikhandschriften in Basel aus verschiedenen Sammlungen, Ausstellung Kunstmuseum Basel vom 31. Mai bis zum 13. Juli 1975, Basel: Basler Berichthaus 1975, S. 23.)
Wilhelms Sammeltätigkeit setzte bereits Mitte der 1930er Jahre ein und wurde durch seinen unerwarteten Tod abrupt beendet. Indes wurde die Bedeutung der Sammlung bereits zu Lebzeiten erkannt. So erwähnt ein Jahresbericht der Universitätsbibliothek Basel, der Vorsteher ihrer Musikabteilung (wahrscheinlich Hans Zehntner, der gleichzeitige Leiter des Schweizerischen Wirtschaftsarchivs) habe aus der Autographensammlung von Arthur Wilhelm «eine Schau wertvoller Musikhandschriften von Alessandro Scarlatti bis Benjamin Britten» eingerichtet. (Bericht über die Verwaltung der Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel im Jahre 1958, Basel 1959, S. 19.) Diese private Ausstellung fand anlässlich der Jahresversammlung der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft im Herbst 1958 in den Räumen der CIBA statt. (Die 1884 begründete Chemische Industrie Basel firmierte von 1970 bis 1992 als Ciba-Geigy und fusionierte 1996 mit der Firma Sandoz zu Novartis.) Öffentlich gezeigt und dokumentiert wurden dann gut zwei Dutzend ausgewählte Stücke von Wilhelms Autographen – zusammen mit Handschriften aus anderen Privatsammlungen – anlässlich einer Ausstellung im Kunstmuseum Basel im Jahr 1975. (Tilman Seebass, Musikhandschriften in Basel, siehe oben.)
Die Sammlung Arthur Wilhelm nun als Ganzes zu überblicken, beschert der Forschung nicht wenige Entdeckungen und erlaubt die Klärung offener Fragen in Bezug auf Dokumente, deren Verbleib lange unbekannt war. So fanden sich unter den vielen bedeutenden Handschriften von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Gioacchino Rossini, Franz Liszt, Johannes Brahms, Hugo Wolf bis zu Arnold Schönberg, Igor Strawinsky, Anton Webern, Paul Hindemith und William Walton auch einige überraschende Dokumente, von denen vier im Kurztext zum Sammlungseingang 2016 vorgestellt werden (Mitteilungen der Paul Sacher Stiftung, Nr. 30, April 2017 – PDF siehe unten).
Umfang
- 143 Musikmanuskripte
- 10 Historische Musikdrucke
- 4 Textmanuskripte
- 110 Briefe, Postkarten etc.
- 1 Konzertprogramm
Zeitraum
ca. 1700–1950
Chronologie
2016 Sammlungseingang
Verzeichnisse
Interne Listen in der PSS einsehbar
Interne Links
- Heidy Zimmermann et al., Neue Sammlungen 2016: Sammlung Arthur Wilhelm
Mitteilungen der Paul Sacher Stiftung, Nr. 30, 2017, S. 5–13 (PDF hier)
Update
8. Februar 2019