Stipendien der Paul Sacher Stiftung
Die Paul Sacher Stiftung vergibt zwei Typen von Forschungsstipendien:
1. Stipendien für Forschung über selbst gewählte Themen
2. Stipendien für Forschung über vorgegebene Themenbereiche
Detaillierte Informationen zu den Richtlinien und Voraussetzungen für beide Typen von Stipendien finden sich hier nachfolgend.
1. Richtlinien für die Vergabe von frei wählbaren Stipendien
Die Paul Sacher Stiftung vergibt jährlich eine begrenzte Anzahl von Forschungsstipendien zu CHF 2250.– im Monat. Sie sollen vor allem weit entfernt wohnenden Benutzern den Aufenthalt in Basel finanziell erleichtern.
Voraussetzungen und Details
- Voraussetzung für eine Bewerbung ist ein abgeschlossenes musikwissenschaftliches Studium oder eine vergleichbare Qualifikation.
- Das Forschungsprojekt soll in wichtigen Teilen den Archivbeständen gelten, die in der Paul Sacher Stiftung aufbewahrt werden. Daher wird die Präsenz der Stipendiatinnen und Stipendiaten während der Öffnungszeiten in der PSS vorausgesetzt.
- Die beantragte Dauer des Stipendiums (mindestens 1 Monat) muss dem Umfang des Projekts angemessen sein.
- Bei der Stipendienvergabe werden Erstanträge bevorzugt berücksichtigt.
- Es werden nur vollständige Bewerbungen berücksichtigt.
- Am Schluss des Studienaufenthalts ist ein kurzer Tätigkeitsbericht vorzulegen.
Hinweise zur Bewerbung
- Bewerbungen können jeweils bis zu den Stichtagen 15. Februar und 31. August eingereicht werden.
- Die Bewerbungen müssen folgende Unterlagen enthalten:
- Lebenslauf (mit Geburtsdatum und Nationalität)
- ausführliche Projektbeschreibung (ca. 3 Seiten) inklusive Arbeitstitel und beantragter Dauer des Stipendiums
- eine Publikationsliste
- 2–3 Publikationen (in Kopie). - Bewerbungen sind nach Möglichkeit in digitaler Form (PDF) einzureichen an die nachfolgende Kontaktadresse.
Kontaktadresse
für Bewerbungen und Rückfragen: office-pss@unibas. ch
2. Richtlinien für die Vergabe von thematisch vorgeschlagenen Stipendien
Die Paul Sacher Stiftung vergibt neben den thematisch frei wählbaren Forschungsstipendien auch Stipendien zur Untersuchung von ausgewählten Konvoluten, die Teil ihres Sammlungsgutes sind. Der dafür erforderliche Forschungsaufenthalt in Basel wird mit CHF 2250.– im Monat unterstützt, wobei die Gesamtdauer im Laufe des Bewerbungsverfahrens bestimmt wird.
Aktuelle Themenvorschläge finden Sie untenstehend.
Voraussetzungen und Hinweise zur Bewerbung
- Voraussetzung für eine Bewerbung ist – neben dem Interesse an den ausgewählten Materialien – ein abgeschlossenes musikwissenschaftliches Studium oder eine vergleichbare Qualifikation. Notwendige Vorkenntnisse oder besondere Kompetenzen werden ggf. in der Projektbeschreibung genannt.
- Eine Bewerbung kann jederzeit stattfinden; es gelten keine Einreichfristen.
- Bei Interesse kontaktieren Sie bitte zunächst die unter dem Themenvorschlag genannte Kuratorin bzw. den Kurator, um den Fokus des geplanten Forschungsprojekts auszurichten.
- Die Dauer des Stipendiums muss dem Umfang des Projekts angemessen sein und wird ebenfalls im Vorfeld mit der Kuratorin bzw. dem Kurator der Sammlung abgesprochen.
- Anschließend an die Vorbesprechung senden Sie bitte das auf ca. 2 Seiten zusammengefasste Forschungsvorhaben als PDF sowie einen Lebenslauf an die Kuratorin bzw. den Kurator.
- Sie erhalten möglichst zeitnah einen Bescheid über die Annahme und die genehmigte Dauer des Projekts sowie weitere Informationen zur Organisation Ihres Forschungsaufenthaltes.
- Während der gewährten Stipendien-Monate/Wochen wird die Präsenz während der Öffnungszeiten der PSS vorausgesetzt.
- Am Schluss des Studienaufenthalts ist ein Tätigkeitsbericht vorzulegen.
Aktuell ausgeschriebene Forschungsprojekte zu Sammlungen der PSS
- 2024-05 Dokumente zu Henry Brants «Textures and Timbres»
kurz vor seinem tod 2008 schloss henry brant das manuskript zu textures and timbres: an orchestrator’s handbook ab, das 2009 bei carl fischer in new york erschien. bislang bewahrte die paul sacher stiftung einige notizen zu einem orchestrationsbuch auf, die ab 1956 entstanden sind. durch umfangreiche ergänzungen der sammlung zeigt sich nun, dass die pläne eines solchen handbuchs bereits mitte der 1940er jahre gefasst wurden und henry brant insbesondere in den 50er und 60er jahren an dem manuskript arbeitete. aus dieser zeit sind etwa 1200 seiten notizen und entwürfe zu diesem buchprojekt erhalten.
verdiente brant ab den 1930er jahren sein geld in new york, indem er insbesondere für radio und film komponierte, erhielt er rasch den ruf eines ausgezeichneten orchestrators. dass er dies nicht als routinearbeit ansah, sondern als eigenständige kunst wertete, zeigt sich beispielsweise an seiner orchestration der concord sonata von charles ives, an der er schließlich dreißig jahre lang arbeitete, bevor er sie 1995 abschloss.
seit 1945 unterrichtete brant komposition und orchestrierung zunächst an der columbia university, dann an der juilliard school und anschließend bis 1980 am bennington college. nicht nur hinterließ seine lehrtätigkeit spuren in dem handbuch, sondern es sind auch knapp 100 seiten an mitschriften aus seinem unterricht von studierenden erhalten, die ebenfalls rückschlüsse auf die genese des manuskriptes zulassen, da diese teils zudem vom komponisten kommentiert wurden. weiterhin sind etwa 500 seiten entwürfe von henry brant aus den 80er jahren erhalten, bevor das buch 1994 in zwei überarbeitungen (ca. 850 s.) für die publikation vorbereitet wurde. die endredaktion und drucklegung fanden allerdings erst ab 2004 statt, wovon ca. 660 seiten dokumente zeugen. die insgesamt über 3000 seiten umfassende dokumentation zum buchprojekt macht den wandel von henry brants verständnis eines handbuchs für die orchestration über sechzig jahre nachvollziehbar.
mehr informationen zur sammlung und kontakt zum kurator florian besthorn
- 2024-05 Kagels frühe Zeit in Buenos Aires
aus kagels zeit in buenos aires (bis 1957) sind – entgegen der aussagen kagels – einige umfangreiche dossiers mit musikalischen skizzen und entwürfen sowie weiteren notizen erhalten. sie geben einblicke in die frühesten musikalischen studien, enthalten fragmente und ansätze zu nicht realisierten sowie erste skizzen und entwürfe zu realisierten kompositionen. die publizierten selbstaussagen kagels dazu sind teilweise an den dokumenten nachvollziehbar, scheinen ihnen in teilen aber auch zu widersprechen.
ziel wäre zunächst die vollständige erschließung der dossiers im vergleich mit den bisher erfolgten ersten sichtungen vor etwa zehn jahren. davon ausgehend können deren verbindungen zu noch in argentinien oder später realisierten werken aufgezeigt werden.
zur erforschung des konvoluts sind spanischkenntnisse von vorteil, aber nicht zwingend.
mehr informationen zur sammlung und kontakt zum kurator matthias kassel
- 2024-05 Musikalische Interpretation: Das Beispiel LaSalle-Quartett
obschon das lasalle-quartett, das von 1946 bis 1988 aktiv war, als eines der führenden streichquartettensembles im 20. jahrhundert gilt, ist die anzahl seiner veröffentlichten aufnahmen relativ klein. demgegenüber beherbergt die basler sammlung lasalle-quartett knapp 500 tonbänder mit konzert-, radio- und probenmitschnitten, die eindrücklich das schaffen des quartetts dokumentieren; die frühesten aufnahmen entstanden 1949, die spätesten 1987. diese aufnahmen stellen bereits allein einen immensen fundus für die interpretationsgeschichte der quartettliteratur in der zweiten hälfte des 20. jahrhunderts dar, und zwar sowohl hinsichtlich des klassisch-romantischen repertoires als auch für die neue musik.
ihnen lassen sich zwei weitere dokumentarten flankierend zur seite stellen: können anhand der aufführungsmaterialien – annotierte stimmen und spielpartituren – die interpretationsansätze auch schriftlich nachvollzogen werden, zeigen die umfangreichen scrapbooks mit konzertprogrammen und rezensionen (1948–87) die reaktionen der medialen öffentlichkeit.
das reich vorhandene quellenmaterial kann sowohl dokumentarisch (aufführungsverzeichnis etc.) als auch interpretatorisch mit fallstudien zu einzelnen werken, repertoires oder zeiträumen erforscht werden.
mehr informationen zur sammlung und kontakt zum kurator simon obert
- 2024-05 Henri Pousseurs Werke ab den 1970er Jahren
studien zum schaffen henri pousseurs beschäftigen sich meist mit seinen kompositionen der 1950er und 1960er jahre. im gegensatz zu den werken, die klar im kontext der darmstädter ferienkurse und mit den von der damaligen musikalischen avantgarde entwickelten kompositionstechniken entstanden sind, harren viele der nach votre faust (1960–68) entstandenen stücke noch einer eingehenden untersuchung und kontextualisierung, die anhand der verschiedenen dokumente der sammlung henri pousseur geleistet werden soll.
unter den wieder zu entdeckenden werken befinden sich szenische und/oder instrumentale kompositionen, in denen pousseur auch mit der elektronischen musik experimentierte, wie in den tales and songs from the bible of hell für soli und live-elektronik (1979) oder déclarations d’orage für soli, orchester und tonband (1988/89). letzteres wiederum kann als «satellit» eines früheren stückes aus dem jahr 1983 angesehen werden (trajets dans les arpents du ciel) und damit als beispiel für das typische kompositorische vorgehen pousseurs, manche werke als «generative systeme» für nachfolgende arbeiten zu konzipieren.
ziel der forschung wäre es, die materialien ausgewählter kompositionen, die henri pousseur in den letzten jahrzehnten des 20. jahrhunderts schuf, zu untersuchen und den entsprechenden werkkomplexen zuzuordnen. hierzu kann neben den zahlreichen erhaltenen manuskripten ebenfalls auf tondokumente zurückgegriffen werden.
mehr informationen zur sammlung und kontakt zur kuratorin angela ida de benedictis
- 2024-05 Jürg Wyttenbach: Die Frühwerke-Files
von den dossiers mit frühwerken jürg wyttenbachs, die zumindest teilweise von dessen vater werner wyttenbach zusammengestellt und beschriftet wurden, sind zwei (1944–48 und 1948–53) vollständig erhalten; von vier weiteren (1957–62) sind nur die beschrifteten umschläge überliefert (ein vermutetes dossier nr. 3 für den zeitraum 1948/49–1956/57 ist nicht nachweisbar). eine erste sichtung zeigt wyttenbachs entwicklung von ersten schreibversuchen des knapp zehnjährigen über erste kleine stücke bis hin zu frühformen realisierter, gültiger kompositionen. zahlreiche skizzen und entwürfe – meist im klaviersatz – lassen die entstehung dieser kompositorischen stimme im detail verfolgen.
ziel wäre eine erste systematische erschließung der erhaltenen dossiers sowie die zuordnung einzelner abschnitte zu abgeschlossenen werken; im gegenzug lassen sich einige der in werkdossiers erhaltenen manuskripte ihrer ursprünglichen position in den wohl von jürg wyttenbach selbst aufgelösten dossiers ab 1957 zuordnen.
mehr informationen zur sammlung und kontakt zum kurator matthias kassel